Weißkirchen in Steiermark
Bezirk Murtal

Kleinod an der Gaberlbundesstrasse: Privatinitiative will die desolate Annakapelle retten

Schauplatz Weißkirchen, Gaberlbundesstrasse. Hier steht die Annakapelle – oder vielmehr das, was von ihr übrigen geblieben ist. Das 360 Jahre alte Gebäude, das direkt an die Bundesstrasse angrenzt und durch seinen eigenartigen Glockenturm auffällt, ist vom Zahn der Zeit sosehr in Mitleidenschaft gezogen worden, dass ein Einsturz jederzeit befürchtet werden muß. Trotzdem ziehen von Jahr zu Jahr Prozessionen aus Weißkirchen an der Kapelle vorbei, um geistlichen Segen zu erflehen. „Jedesmal ist die Bausubstanz schlechter, jedesmal muß man mehr und mehr einen Einsturz fürchten“, so Hans Brandl.

Der Lobmingtaler, dem alte Bauwerke in der Gemeinde besonders am Herzen liegen, will diesem Schauspiel nicht weiter zusehen. Gemeinsam mit dem pensionierten Großlobminger Schuldirektor Arnold Kreditsch und Grundeigentümer Hans-Stefan Maier will er ein Zeichen setzen: „Wir haben uns gemeinschaftlich entschlossen, die Annakapelle neu aufzubauen, um so die religiöse Tradition, die mit ihr verbunden ist, weiter hochzuhalten!“ Das ambitionierte „Triumvirat“ lässt sich da auf eine schwierige Aufgabe ein. Eine Revitalisierung des bestehenden Gebäudes ist auf Grund der vorhandenen Schäden nicht mehr sinnvoll, außerdem lässt seine unmittelbare Lage an der Bundesstrasse keine sinnvolle Erneuerung zu.

„Wir haben uns daher zu einem Neubau der Kapelle entschlossen, die dabei ein wenig zurückversetzt wird“, berichtet Hans Brandl. Erste Kostenvoranschläge wurden eingeholt, die sich auf mehr als 60.000 Euro belaufen. Das war zuerst einmal natürlich ein gewaltiger Schrecken, doch wenig später lief eine wahre Welle der Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung an. „Viele haben zugesagt, uns bei den Bauarbeiten aktiv zu unterstützen und selbst Hand anzulegen“, so Brandl. Dadurch würden sich die Gesamtkosten auf nahezu die Hälfte verringern: „Die Baufirma Kaltenegger hat uns unter die Arme gegriffen und die erforderlichen Einreichpläne zum Nulltarif bereitgestellt, die Firma Alpe Fohnsdorf wird uns bei den Holzbauarbeiten ebenfalls sehr entgegenkommen!“

Das Ziel, das die drei heimischen Kulturfreunde mit der Neuerrichtung der Annakapelle sich gesetzt haben, ist sehr ambitioniert. Noch im Herbst soll mit den Bauarbeiten begonnen werden, die Fertigstellung im alten Stil und Ausmaß ist vor dem Annatag des kommenden Jahres – er wird Ende Juli gefeiert – geplant, um der dann gleichzeitig stattfindenden Prozession aus dem Murtal ein schmuckes Kleinod anbieten zu können. Alles, was sich an Innenausstattung in der desolaten Kapelle befunden hat, ist bereits in sicherer Verwahrung. Dazu gehört neben dem Altar und einem bereits gründlich gereinigtem Gedenkstein auch ein wertvolles Bildnis der Heiligen Anna, das vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammt sowie eine 14 Kilogramm schwere Glocke, die im 19. Jahrhundert gegossen wurde, die Inschrift „Hl. Anna bitt für uns“ trägt und mit einem hellen Anschlagton H erklingt.

„Historische Zeugnisse belegen, dass die Annakapelle im Jahre 1649 errichtet wurde, nachdem in unmittelbarer Nähe von einem Bauern das besagte Bild der Heiligen Anna gefunden wurde“, weiß Hans Brandl zu berichten. Vermutlich wurde es in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges aus einem Gotteshaus gerettet und versteckt.

„In der Diskussion um die aktive Umsetzung unseres Projektes wurde die Frage aufgeworfen, ob nicht mit dem Neubau an einem geschützteren Platz Geschichte verloren ginge“, so die drei Initiatoren unisono. „Wir glauben, dass wir damit der Annakapelle ein neues Geschichtskapitel eröffnen, denn die Alternative wäre Schutt und Zerfall gewesen!“

Übrigens: Wer das Projekt, das auch von der Marktgemeinde Weißkirchen tatkräftig gefördert wird, finanziell unterstützen will, kann dies durch eine Förderbetrag auf das Konto der Raiffeisenbank AT50 3834 6000 0250 8174 tun.

Waldhuber